Schlicht überraschend. Für die Findung der saisonalen Farbpalette arbeitet der Designer mit Moods: «Frauen sind facettenreich, so denke ich mich in ihre verschiedenen Stimmungen hinein.» Javier Reyes ist ein Mensch, der als stiller, soziologischer Beobachter durch Gassen, Galerien oder Grossstädte zieht – wie er es selbst umschreibt: «Designer sind zugleich Soziologen». So kommt es nicht von ungefähr, dass seine aktuelle Kollektion inspiriert ist von Mexikos berühmtestem Architekten Luis Barragán, den sinnlichen 70er-Jahre Frauenporträts von David Hamilton, dem Buch «Der Mann im roten Rock» von Julian Barnes – aber gleichermassen von der Influencerin Jenny Walton, die – wie Javier Reyes findet – «eine Audrey Hepburn unserer Zeit» ist. Sich im gestreiften Kleid in den Ledersattel zu schwingen und nicht mit der tiefschwarz getuschten Wimper zu zucken, wenn es auf dem unebenen Altstadt-Pflasterstein zünftig rattert – das wäre wohl ganz im Geiste des Berner Gewandmachers, denn es ist jene subtil-sinnliche Nonchalance, die er vermitteln will. Oder, um es frei nach der Hollywood-Ikone Audrey Hepburn auszudrücken: Die schönsten (Sommermode-) Romane werden erlebt – und nicht geschrieben.